36/46
In Mumbai wird der Alltag der Krankenschwester Prabha gestört, als sie ein unerwartetes Geschenk von ihrem Ex-Mann erhält. Ihre jüngere Mitbewohnerin Anu versucht vergeblich, einen Ort in der Stadt zu finden, an dem sie mit ihrem Freund intim sein kann. Regisseurin Payal Kapadia und die Besetzung von All We Imagine As Light kommen wieder zusammen, um ihre berührendsten Reaktionen aus Cannes und mehr zu teilen! Der erste indische Film, der 2024 bei den Filmfestspielen von Cannes den prestigeträchtigen Grand Prix erhielt. Dieser Film dramatisiert viele der Herausforderungen, denen sich alleinstehende Frauen in Bombay stellen müssen, und unterstreicht ihre Widerstandsfähigkeit. Alle Frauen hier sind Krankenschwestern im selben Krankenhaus, aber hier enden die Gemeinsamkeiten, da jede ihre eigenen besonderen Probleme und, so könnte man sagen, Lösungen hat. Sehnsucht, Angst, Bedauern und törichte Geduld sind die Emotionen, die sich ständig abwechseln, während sich die Geschichte still entfaltet. Das vielleicht größte Kapital ist das Drehbuch, das ungewöhnlich gehaltvolle und nachdenkliche Dialoge zwischen den Charakteren bietet. Die Menge an Action in der Handlung scheint gerade genug zu sein, um ein Gerüst für Gespräche zu bieten, in denen die Leute Raum haben, ungewöhnlich ehrlich und unbefangen miteinander zu sein, selbst wenn sie lügen oder sich in Pose werfen. Die Schauspielerei ist durchweg exzellent und wird dem Niveau des Drehbuchs gerecht: Es gibt keine falschen Töne, obwohl es einige verlockende offene Enden gibt. Die Kameraführung und der Schnitt schaffen auch recht gut eine nachdenkliche und etwas distanzierte Atmosphäre, die die ruhige Intensität der Emotionen und Interaktionen der Charaktere ergänzt. Die Distanz wird an mehreren Stellen verstärkt, an denen der Film dokumentarische Elemente zu enthalten scheint oder zumindest ein solches Gefühl erzeugt. Ich war nicht immer verrückt nach der Musik und der Art und Weise, wie sie eingesetzt wurde, aber das ist eine kleine Spitzfindigkeit, die viele vielleicht nicht mit der Behauptung eines anderen Kritikers teilen, dieser Film sei als „Preisköder“ konzipiert worden. Meiner Meinung nach steckt in diesem Film zu viel Herz und Ehrlichkeit, um als zynisch oder manipulativ eingestuft zu werden, sicherlich nicht mehr als in jedem anderen Film, der versucht, eine wichtige Geschichte auf fesselnde und schöne Weise zu erzählen. Und dieser Film geht viele Risiken ein, die meiner Meinung nach in einem zunehmend sektiererischen und puritanischen Indien nicht akzeptiert werden. Ich kann „All We Imagine as Light“ wärmstens empfehlen.